Wie Dani zum Chin Woo Kung Fu kam
Dani war schon als kleiner Junge vom Kampfsport fasziniert. Er nervte seine Eltern damit, ihn doch ins Karate zu schicken. Er hatte nicht die gleichen Interessen wie all die anderen Jungs in seinem Alter. Doch seine Eltern hatten keine Verbindung zu solchen Kampfsportschulen.
In Danis dreizehntem Lebensjahr eröffnete eine Wing Chun Kung Fu Schule im Body Gym Uster ihre Pforten. Dani meldete sich sofort an, und Sifu Muggli unterrichtete ihn die nächsten Jahre. Dani war so fasziniert, dass er 3 Jahre wie verbissen Wing Chun trainierte. Als Sifu Muggli plötzlich starb, studierte Dani allerlei Bücher über die Kampftechniken des Wing Chun. Er besuchte auch verschiedene andere Schulen wie Karate, Judo oder Taekwondo. Zwischendurch wurde er von Andy Zwing, dem Besitzer des Fitness Studios, unterrichtet.
Mit 18 Jahren fanden beide, er müsse noch mehr lernen. So stellte ihn Andy Zwing seinem eigenem Lehrer, Grossmeister Chow Kok Yeng vor. Dani glaubte immer noch, dass das Wing Chun das beste Kung-Fu System sei, doch Kok Yeng Chow zeigte ihm, dass auch alle anderen Kampfsportstile sehr gute Techniken haben. Bei Grossmeister Chow verfeinerte er sein Wing Chun und lernte überdies noch Choy Li Fut, Nord–Shaolin, Poket, verschiedene Waffentechniken und Tai Ji. Nach 4 Jahren intensivem Privattraining übernahm Dani die Wing Chun Schule in Uster. Er war somit der jüngste Lehrer in der Schweizer Chin Woo Geschichte.
Seine ersten Schüler waren alle älter als er. Es vergingen Jahre, in denen sich Dani immer wieder behaupten musste. Viele Interessierte, auch aus anderen Schulen, kamen in seine Unterrichtsstunde, nur um Dani herausfordern zu können. Insgeheim dachten sie: Was kann dieser «Jüngling» schon? Doch mancher trat nach einem Übungskampf in die Chin Woo Schule ein, obwohl viele aus einer ganz anderen Stilrichtung kamen.
Dani bildetet sich in den letzten Jahren immer wieder weiter: So unter anderem in der Chin Woo Malaysia bei Wong Pak Cheong oder beim Nationaltrainer Xue Yi, dem Leiter der Chinesischen Wu Shu Akademie in China. Auch im berühmten Shaolin Kloster hat er seine Erfahrungen mit den Kampfmönchen gemacht. Danis Bestreben ist es, weiterhin von anderen Stilen zu lernen, denn jeder Stil hat andere gute Techniken. Doch nach Jahren des Unterrichts als Lehrer wurde Dani des Kung Fu überdrüssig. Er merkte nicht, dass er übertrainiert war und erhöhte sein Training sogar von täglich 4 auf 6 Stunden. Trotz all der Mühe stagnierte sein Kung Fu. Wenn er im Unterricht stand, schaute er ungeduldig auf die Uhr, wie lange er noch in dieser Halle stehen müsse. Dani war Lehrer – hatte er etwa schon alles erreicht, was es zu erreichen gab? Mit viel Mühe konnte er seine Leistung gerade mal um 10% steigern, die aber nicht zu halten waren. Seine Schale war randvoll. Es ging nichts mehr rein, doch das Kung Fu liess ihn einfach nicht los.
Beim Bungee Jumping an der 220 m hohen Staumauer im Tessiner Verzascatal fand er einen Ausgleich. Er arbeite 2 Saisons lang als Jump Master, lebte in einem Tipi und genoss die Zeit. In dieser Zeit machte Dani eine Nahtod-Erfahrung während eines Kanutrips. Nach Augenzeugenberichten verschwand Dani ca. 10 Minuten in den Wirbeln eines Wasserfalls. Von diesem Erlebnis überwältigt, wälzte Dani jedes Buch, das im in die Finger kam, um das Erlebte zu begreifen.
So kam Dani zu Saaijd, einem nicht alltäglichen Zen-Lehrer – eher ein Zen-Rebell. Das passte zu Dani. Das Zen interessierte ihn sehr und er konnte wieder lernen. Aber irgendwie war es hier anders: Es ging nicht mehr um Technik oder Anstrengung. Eher um «total Sein, im Augenblick, im Hier Sein». Nach ein paar Jahren Zen Meditation erkannte Dani, dass er ewiger Schüler ist und doch auch Lehrer zur gleichen Zeit. Er hatte die Schale geleert. Von da an eröffnete sich ihm das Kung Fu ganz neu. Dani merkte, dass der Weg bis jetzt nur der Weg zum Start gewesen ist, dass erst jetzt alles begann. Jetzt verstand er auch Bruce Lee, der gesagt hatte: «Begegne dem Gegner steht’s mit einer leeren Schale!».
Der Anfänger-Geist, der verloren gegangen war, war wieder da. Alles Altbekannte war wieder neu. Mit der Zeit begriff Dani auch, was sie ihm immer im Shaolin Tempel gesagt hatten: «Wenn Du so weit bist, schaust du dem Drachen in die Augen und lernst die Kunst des Drachenreitens». Ja, und diese Kunst verkörpert und lehrt Dani jetzt in seinem Unterricht.