Wushu

Im Wushu werden die Kung Fu Techniken in fixen, aneinandergereihten Bewegungsabläufen verkörpert. Zu Vergleichen ist es mit einer Choreografie im Bodenturnen. Körperhaltung, Schnelligkeit und Ausdruck spielen, mit oder ohne Waffen, eine zentrale Rolle. Zu Beginn werden kleinere Abläufe mit Grundstellungen und Kicks geübt, danach folgt das Erlernen von komplexeren und anspruchsvolleren Formen mit hohen akrobatischen Sprüngen.

Die Stilrichtungen des Wushu
Das Wushu wird in die Hauptrichtungen Chang Quan und Nan Quan unterteilt. Chang Quan oder Langfaust ist ein nördlicher Stil und wird daher auch Nord-Shaolin genannt. Dazu gehören: Cha Quan, Hua Quan, Fanz Quan, Shaolin Quan etc. Die ältesten Überlieferungen von Chang Quan sind die 32 Bewegungen von Taizu, die von dem ersten Kaiser der Song-Dynastie praktiziert wurden. Kennzeichnend für die Langfaust Stile ist, wie der Name schon sagt, das die Faust möglichst lang sein sollte. Dazu dreht man den Oberkörper leicht und bewegt die Schultern mit dem Schlag nach vorne. Charakteristisch sind auch die gegensätzlichen Bewegungen. Ständig wechseln sich hohe und tiefe, schnelle und langsame, harte und weiche Bewegungen ab. Ergänzt werden die zahlreichen Techniken, die viel Platz benötigen, durch viele akrobatisch anmutende Sprünge.

Nan Quan, die zweite Hauptgruppe, fasst die südlichen Stilrichtungen zusammen, und wird daher auch Südfaust oder Süd-Shaolin genannt. Charakteristisch dafür sind kurze, harte Bewegungen mit kraftvollen Fausttechniken. Der Körperschwerpunkt wird immer tief gehalten und die Fausttechniken sind kurz, das heisst, dass der Arm mit den Schultern einen 90 Grad Winkel bildet. Im Nan Quan gibt es nur wenige Sprünge, und die Schlag- und Stosstechniken werden durch Schreie untermalt.

Eine dritte Säule des Wushu bilden die so genannten inneren Stile, zu denen auch das Taiji Quan gehört.

Die Waffen des Wushu
Die vier Hauptwaffen sind Säbel, Schwert, Stock und Speer. Dao, der Säbel, ist eine Waffe mit der sehr kraftvolle, dynamische Techniken ausgeführt werden können. Es gibt zwei verschiedene Arten von Säbeln. Sie unterscheiden sich durch ihre Beschaffenheit und die Techniken, die mit ihnen ausgeführt werden, so wie sich Nord- und Südfaust unterscheiden. Der eine Säbel ist leicht und flexibel, fast wie eine Peitsche, wogegen der andere schwer und starr ist. Ein Dao hat die optimale Länge, wenn es von der Hand bis zum oberen Rand des Ohrs reicht. Die zweite Waffe ist Jian, das Schwert. Es gilt als Gentlemanwaffe. Die Bewegungen werden, im Gegensatz zum Dao, aus dem Handgelenk geführt. Gun, der Stock, ist wohl die älteste Waffe, und auch die Waffe der Shaolin-Mönche. Daher gibt es viele Shaolin-Formen mit dem Stock. Viele andere Systeme kennen Stockformen, doch die bekanntesten sind die nördlichen und die südlichen Stilrichtungen. Ein Stock hat die richtige Länge, wenn er vom Boden bis zur Handwurzel der nach oben ausgestreckten Hand reicht. Qiang, der Speer, ist die zweite Langwaffe. Es war ursprünglich die Waffe des Militärs. Die Techniken sind schwierig und werden mit vielen Schritten kombiniert. Neben diesen Hauptwaffen gibt es eine Vielzahl von traditionellen Waffen. Die bekanntesten sind Shouang bi Shouo, die Doppelmesser, Shouang Gao, das Doppel- Hackenschwert, Ju-Jie Bien, die neunteilige Kette, Sheng Biao, das lange Seil, Shau Zigun, der zweiteilige Stock, San-Jie-Gun, der dreiteilige Stock, Pu Dao, die kleine Hellebarde und Da Dao, die grosse Hellebarde.

Wettkampf
Die Aspekte des Kämpfens (Sanda) kommen im Wushu immer noch viel zu kurz. Es gibt zwar offizielle Bestrebungen, dies zu forcieren, doch diese kamen in den letzten Jahren nicht über das Versuchsstadium hinaus. Vielleicht ist der „Freie Kampf“ in China aus ideologischer Sicht zu unpopulär, um ernsthaft gefördert zu werden. Auch mit der Standardisierung bekannter Pflichtformen scheint es weiterhin Probleme zu geben, da beinahe jeder Wushu Artist seine eigenen Varianten kennt. Das Wushu besticht durch optische Eleganz, Geschmeidigkeit und eine, oft ans Unglaubliche grenzende Körperbeherrschung und Perfektion. Die Wushu Artisten verdienen in jedem Fall die Bezeichnung „Leistungssportler.“ Strenge Wettkampfregeln treiben sie in ihrem Streben nach Perfektion ständig voran. Die Formen werden nach einem ausgeklügelten Punktesystem bewertet. Fehler und Regelverstösse werden durch Abzüge in Form von einem oder mehreren Zehntelpunkten geahndet. Als Kriterien für die Wertung gelten Ausdruck, Timing, Krafteinsatz, Geschmeidigkeit, Koordination, Choreographie und vieles mehr. Strafpunkte gibt es, wenn die vorgeschriebene Zeit über- oder unterschritten wird oder wenn sich ein Knopf oder Verschluss des Anzuges öffnet, ein Aktiver seine Schärpe verliert, sich Fahnen von der Waffe lösen oder wenn ein unerlaubter Teil der Waffe den Körper oder den Boden berührt. Der Perfektionsdruck und die Schwierigkeit der Formen haben in China intensiv zugenommen, da das Wushu vielleicht schon bald olympische Disziplin wird. Im Jahr 2000 durfte das Wushu als Vorführdisziplinen der Olympischen Spiele teilnehmen, leider wurde durch den Aufnahmestop das Wushu nicht in die Olympischen Spiele aufgenommen. Jedoch sind die Organisationen Iwuf, Ewuf und Swuf anerkannte Vereine des IOC (International Olympic Comitee)